Die passenden Keywords sind die Grundlage einer jeden App-Store-Optimierung (ASO). Unter ASO-Keywords versteht man die Suchanfragen von Nutzern im Apple App Store und im Google Play Store. Im Folgenden gehen wir auf unsere Best-Practice-Schritte bei der Erstellung einer Keyword-Recherche ein.
1. Prüfung der Aktuellen Rankings meiner App.
Falls es sich nicht um eine komplett neue App handelt, müssen zu Beginn jeder Optimierung die aktuellen Keyword- und Kategorie-Rankings festgehalten werden. Das hilft, um die späteren Auswirkungen der Optimierungsmaßnahmen beurteilen zu können. Ebenfalls hilft die Sichtung der aktuellen Keyword-Rankings beim initialen Brainstorming und der Potenzialeinschätzung bestimmter Keywords. Diese Status Quo Analyse könnt ihr mit Tools wie App Annie oder Sensor Tower erstellen. Ich persönlich bevorzuge SENSOR TOWER.
2. Brainstorming
Das Verständnis der Suchintentionen der potentiellen App-Nutzer ist eine der wichtigsten Aufgaben bei der Keyword-Recherche. Hierzu ist es einerseits wichtig sich in die Rolle des Suchenden versetzen zu können und andererseits das Produkt (die App) vollends zu kennen. Diese beiden Dimensionen müssen bei der initialen Recherche und bei der späteren Priorisierung der Keywords in Einklang gebracht werden.
Den Status Quo kennenlernen.
- Die aktuell rankenden Keywords hast du bereits im ersten Schritt kennengelernt, das ist gut für die erste Bestandsaufnahme.
- Lese aufmerksam die bisherige App Store Beschreibung durch.
- Studiere die User-Kommentare und achte auf besonders oft vorkommende Keywords, Produkt- und Servicebeschreibungen, sowie Fragen und Wünsche der App-Nutzer. Die Keywords die in den Reviews vorkommen haben eine besonders wichtige Rolle für die Trust- und Relevanzbewertung deine Keywords. Der Algorithmus gleicht die von dir verwendeten Keywords mit den Keywords die die Community verwendet ab.
- Betrachte die bisher verwendeten Keywords in Titel, Keyword-Eingabefeld (Apple) und Kurzbeschreibung.
- Notiere dir die wichtigsten Keywords als Grundlage für das folgende Brainstorming oder als Brainstorming-Erweiterung.
Lerne das Produkt aus der User-Perspektive sehr gut kennen.
- Installiere die App, Registriere dich wenn möglich.
- Falls es weitere kostenpflichtige App Features gibt, lasse dir diese freischalten und teste sie.
Versetze dich in deine Zielgruppe und den Suchenden.
Nachdem du das Produkt, alle Features und USPs kennst, solltest du nun versuchen zu abstrahieren auf welche produktbezogenen und lösungsorientierten Suchanfragen dein Produkt die Antwort bietet.
- Nach welchen Substantiven würdest du suchen (Frauen, Dating, Fahrrad, Lauf App, Fotobuch etc.)?
- Nach welchen Verben würdest du suchen (flirten, kennenlernen, laufen, erstellen,drucken, fahren etc.)?
- Nach welchen Adjektiven würdest du suchen (unkompliziert (es), schnell (es), individuell (es) etc.)
Erweitere dein Brainstorming um die Wettbewerber-Keywords.
Die ASO-Tools ermöglichen dir die Betrachtung der Keywords deines Wettbewerbs. Davon solltest du durchaus Gebrauch machen. Bedenke jedoch, dass nicht jedes dieser Keywords auch für dich sinnvoll ist. Es muss zu deinem Produkt passen, ansonsten ist es unbrauchbar (trotz eines eventuell hochen Suchvolumens).
Wenn du dir bei manchen Keywords unsicher bist ob du es auch verwenden solltest dann frage dich, ob deine Suchintention befriedigt werden würde wenn du das Keyword Suchst und danach die App-Beschreibung liest oder die App später ausprobieren würdest. Wenn nicht, solltest du dieses Keyword nicht verwenden.
Behalte beim Brainstorming die Übersicht, sortiere die Themen.
Um den Überblick zu behalten erstelle zur Anfang des Brainstormings thematische Cluster denen du Unterthemen und Keywords zuordnest. Das Hilft dir bei der späteren Sortierung sowie der Priorisierung.
4. Suchen nach Synonymen.
Wenn du bereits sehr passende Substantive, Verben und Adjektive gesammelt hast, dann macht es Sinn deine Keyword-Kandidaten noch mal mit diversen Synonym- und Keyword-Tools zu überprüfen und sich so noch weitere Inspirationen zu holen. Aus meiner Erfahrung ergeben sich in diesem Prozess noch viele Möglichkeiten an die man selbst im ersten Moment gar nicht gedacht hat.
5. Keyword-Kombinatorik-Liste
Nachdem wir uns über die wichtigste Keywords (Substantive, Adjektive, Verben) Gedanken gemacht haben und die passenden Suchbegriffe ausgewählt haben, sollten wir die wichtigsten von ihnen miteinander kombinieren. Der Schritt ist wichtig, um so auf noch mehr relevante Long-Tail-Suchanfragen zu stoßen.
Es gibt diverse Tools um Keywords zu kombinieren. Sie stammen zumeist aus der Google-Ads-Welt, sie leisten uns an der Stelle allerdings eine super Hilfestellung.
Bei diesem Schritt ist etwas Fingerspitzengefühl notwendig, da nicht alle Kombinationen sinnvolle Ergebnisse liefern. Hier müssen meistens mehrere aufeinander abgestimmte Ausgangs-Keywords-Gruppen erstellt werden.
Dabei solltest du keine Angst vor Duplikaten haben, die Ergebnisse mehrerer Durchläufe des Tools kannst du in einer Excel Tabelle sammeln und anschließend die Duplikate herausfiltern (Duplikate entfernen).
6. Suchvolumen Abfrage
Nachdem du nun eine Liste aus passenden Einzel-Keywords und kombinierten Keyword-Phrasen ermittelt hast müssen diese auf ihr Suchvolumen geprüft werden. Hierbei bedient man sich diversen ASO-Tools, die das Suchvolumen ermitteln.
Wichtig: Vertraut nicht blind den Tool-Ergebnissen. Die ASO-Tools vermitteln das Gefühl über die echten Suchergebnis-Zahlen zu verfügen. Dies ist leider nicht der Fall, da die App Stores diese Daten nicht zur Verfügung stellen. Diese Zahlen sind meist das Ergebnis der Abfrage von Autovervollständigung im App (Play) Store, und eine Prise Voodoo (Hochrechnungen, Zuhilfenahme der Google-Ads-Zahlen etc.) Doch da uns keine anderen Daten zur Verfügung stehen ist das eine gute Basis.
Auch für die Prüfung der Suchvolumen verwende ich gerne SENSOR TOWER, es gibt aber auch Alternativen wie https://appfollow.io/. Alle unsere Keywords die wir für relevant erachten sollten nun geprüft werden.
7. Keyword-Priorisierung
Sobald wir das Suchvolumen der Begriffe kennen sollte die Priorisierung der Keywords noch einmal auf den Prüfstand gestellt werden.
Hierbei solltest du Folgendes unbedingt bedenken:
- Keywords die ein höheres Suchvolumen aufweisen sind nicht per se wichtiger, als die mit einem geringem Suchvolumen. Es kommt immer auf die Relevanz des Keywords bezogen auf die Suchintention des Users und euere Produkt-USPs an! Wenn man z. B. eine Fotobuch App hat, dann ist ein Keyword wie “Fotobuch erstellen” relevanter als “Foto App”. Jemand der nach einer Foto App sucht sucht in den seltenen Fällen nach Fotobüchern, sondern eher nach einer App für Bildbearbeitung.
- Ihr solltet eine Prio 1 bis Prio x Liste erstellen. Prio 1 sind die relevanten “Money Keywords”, Prio 2 die thematisch naheliegenden Keywords die aber nicht genau den Kern der App Features treffen
- Erst wenn ihr die naheliegenden Keywords als Prio 1 definiert habt, könnt ihr etwas um die Ecke denken und Annahmen treffen wie: Jemand der an einer Foto App interessiert ist, und eine Fotobuch App sieht wird vielleicht konvertieren…
Bedenkt unbedingt folgendes: Die Relevanz einer App für ein Keyword wird in starkem Maße durch die Conversion-Rate bestimmt. Wenn ihr euch für Keywords entscheidet, die nicht (oder schlecht) konvertieren werden, dann werdet ihr für diese Keywords keine guten Rankings bekommen.
8. Grenzen der Keyword-Recherche und der Keyword-Optimierung
Die Keyword-Recherche ist enorm wichtig um den App-Titel, das Keyword-Feld (nur Apple), die Kurzbeschreibung und den Beschreibungstext (nur Google Play) für ein gutes Ranking zu optimieren. Nur wer die richtigen Keywords verwendet und die entsprechenden Rankings aufbaut kann mehr organischen Traffic generieren.
Bei der Keyword-Optimierung stehen wir jedoch vor folgenden Problemen:
- Welche Keywords werden tatsächlich viel gesucht? Die App Stores liefern selbst keine Daten und die ASO Tools liefern nur Schätzungen.
- Wenn wir die Keyword-Rankings aufbauen wissen wir noch lange nicht für wie viele organische Downloads diese Rankings verantwortlich sind! Die ASO-Tools und die App-Store-Optimierer suggerieren oft vollmundig das X-Prozent der App Downloads auf den App Store und den Kanal “Organic” zurückzuführen sind. Diese Aussage stimmt… zum Teil. Sie vergessen aber oft zu erwähnen, dass der Kanal Organic in der Traffic-Analyse nicht weiter heruntergebrochen werden kann. Hier Fließen alle Installationen ein die von der Analyse-Software nicht zugeordnet werden können. Das sind insbesondere Installationen welche über die Kategorie-Rankings und Brand-Keywords zustande kamen, die den größten Teil der organischen Downloads ausmachen.
- Die Auswirkungen der Keyword-Optimierung kann man nur anhand der Veränderung der Rankings beurteilen. Eine Zunahme der organischen Downloads kann nur schwer den einzelnen Keywords zugerechnet werden.
9. Was nun, was fange ich mit den ermittelten Keywords an?
Trotz der Schwierigkeit bei der Keyword-Ermittlung ist die Wahl der richtigen Keywords zweifelsfrei ein Muss bei jeder App-Vermarktungsstrategie. Wenn wir unseren App-Store-Auftritt nicht auf die richtigen Keywords ausrichten verschenken wir wertvolles Potential und überlassen das Feld den Marktbegleitern.
Im nächsten Beitrag (ASO-Keyword-Optimierung) beschreibe ich wie wir die priorisierten Keywords sinnvoll einsetzen, die optimalen Keyword-Sets bilden und die Store-Texte optimieren.